Lima Problem

  • Melde Vollzug: Rotor eingebaut.


    Motorrad-suboptimales Wetter gestern Abend und da hab ich mir gedacht: "Scheiß drauf, dass die neue Dichtung erst übermorgen kommt, das Ding bauste jetzt ein!"


    Gesägt, getan: Relevante Seiten aus dem WHB ausgedruckt und an´s Gerät.


    Schrauben gelockert, mit einem kleinen Gummihämmerchen einmal rundum den Deckel beklöpfelt, Schrauben raus und ein kleiner Zug mit dem Schraubenzieher (Elektro!) an den Hebelpunkten und der Deckel war lose.


    Anmerkung: Oben und unten (unten ist die Passhülse) daneben sind kleine "Tabs" an denen man den Schraubenzieher schön ansetzen kann um den Deckel losezuhebeln. Wenn man einen Elektroschraubenzieher mit isoliertem Schaft verwendet, verkratzt man sich auch nicht die Nachbardeckel. Sehr komfortabel.

    Und wenn man aufpasst und nicht MIT sondern NEBEN der Papierdichtung hebelt, bleibt auch die Dichtung ganz. Dazu später mehr...


    Die fette 10er Inbus Zentralmutter rausschrauben und vorher reichlich Lappen unterlegen, da kommen 2 Schnapsgläser Motoröl mit raus. Durch die Zentralmutter mit Schraubenzieher gegen der Rotor drücken beim Anbehmen des Deckels. Das ist etwas fummelig, weil die Magneten das Ganze natürlich wieder zusammenziehem wollen. Parallel aber der Rotor drinbleiben soll, damit nix runterfällt. Man wünscht sich 4 Hände, dann ging´s einfacher. Haben aber nur 2 und irgendwie geht´s dann doch.


    Den Deckel samt Stator links baumeln lassen vorsichtig, der hängt da einfach rum. Den Rotor rausnehmen: Hinten drauf müssen eine dicke Scheibe und eine Lagerbuchse sein. Scheibe innen, Buchse danach aufgesteckt. Dass die beim Ausbau in die Ölwanne fallen ist relativ unwahrscheinlich. Da müsste man schon sehr anreissen, dass die so weit fliegen. Schwimmt ja alles in Öl, wenn, dann liegen die da einfach drin. Bei mir blieb alles dran.


    Mein Rotor sah wunderbar aus. Keiner der Magneten war bei Schraubenzieherversuchen lose oder konnte abgehoben werden.

    Nachdem ich mir das so angesehen hab, könnt ich mir nur vorstellen, dass sich das ganze mit Einklemmen eines Fremdkörpers ODER durch zu grosses Lagerspiel zum Drama auswächst. Durch die Fliehkraft müssten die Magneten so an die Rotor-Innenseite gepresst werden, das kann sich eigentlich in 1000 kalten Windern nicht lockern. Nur wenn das Lagerspiel so gross wird, dass die Magnete (0.2mm Luftspalt!) mal eine Statorspule berühren, DANN könnte die Kacke dampfen.


    Eigentlich müsste man eher das Lagerspiel prüfen als den Rotor tauschen..... Eine Erkenntnis des Abends!


    Denn wenn das Lagerspiel so gross ist, dass die Magneten da fröhlich gegen die Statorspulen dengeln, muss man eh die Komplett-LiMa tauschen und die Ursache des Lagerspiels bleibt im Dunkeln. Aber ich verwette da alles drauf!


    Da ist ja auch der Anlasserfreilauf auf der ganzen Rotorkonstruktion. Was - nebenbei bemerkt - schön gelöst wurde. Aber natürlich damit der Anlasser heftig asymmetrische Belastung auf das LiMa-Lager macht. Der Anlasserfreilauf sitzt auch noch auf einer Gleitlagerbuchse und ist druckölgeschmiert. Auch das kann da zu aussermittiger Belastung und im langzeitigen Gefolge dessen zu vergrössertem Lagerspiel führen. Die LiMa-Lager sind zumindest auf den ersten Blick jetzt definitiv nicht überdimensioniert. Di Drehzahl der LiMa berücksichtigend noch weniger!


    Wäre mal interessant ob man die zerdengelten LiMas mit häufig kurzstreckenbetriebenen Moppeds (und dadurch häufigem Anlasserbetrieb) korrelieren kann?


    OK, lange Rede, kurzer Sinn: Den neuen Rotor ALLERPENIBELST von Bearbeitungsrückständen gereinigt: Erst kräftig mit Bremsenreiniger ausgespritzt (da blieben doch einige nenneswerte Späne von der Bearbeitung an den Magneten hängen und im Gefolge mit Druckluft ausgeblasen. Mit den Fingern die Spanreste abfriemeln zwingend erforderlich!


    Danach den Freilauf umgesteckt (das geht etwas strenger als beim Original, die Mitnehmerstege am neuen Rotorkörper sind dicker!) und danach die Lagerbuchse ebenfalls umgesteckt (DAS war etwas gedönsig, die Welle am neuen Rotorkörper is wohl´n Tausendstel dicker. Da muss man SEHR GENAU ansetzen und keinerlei Gewalt anwenden sonst verkantet sich die. Ich hoffe mal, die ist nicht zu eng....

    Scheibe und Buchse hinten drauf und rein in die Marie, also das Mopped.


    Ich hab das alles auf´m Seitenständer gemacht. Das ging ganz gut.


    Rotor ganz (!) reingesteckt und dann bei der Dichtungskontrolle festgestellt, dass ich unten bei der Passhülse beim (sanften!) Aufhebeln des Deckels die Papierdichtung eingerissen hatte. Einige Flüche später und im Gefolge einer Nachdenk-Zigarette (auf die neue Dichtung warten, draufschrauben und hoffen oder Dichtung flicken mit Dichtungsmasse?) habe ich mich zu letzterem entschieden. Wenn schon Junk-repair, dann rchtig!


    Mit Dichtungsmasse den Riss "gekittet" und druff das Deckelsche.


    M6 Schrauben mit 12NM und M8 Schrauben mit 22 NM laut WHB in 3 Schritten jeweils über Kreuz mit DrehMo-Schlüssel festgezogen )erst M8, die haben hinten auch Passhülsen-Charakter. Zentralmutter wieder rein und fertig war die Laube.


    Nebenbemerkung: Der spannungsfreie und präzise Sitz des Deckels ist wichtig! Immerhin hängt da der Stator dran und der Luftspalt ist mit den üblichen 0,2mm jetzt nocht so tolerant gegen schiefes Aufsetzen des Deckels!


    Starten und 2 Minuten mit Gas spielen im Leerlauf (es hatte geregnet gestern Abend, deshalb hatte ich keine Lust zu fahren) zeigen auf dem Voltmeter absolut identische Spannungen zum Originalrotor. Keine unbotmässigen Geräusche und zumindest hat´s nicht von Anfang an schon aus dem Deckel mit der Morschdichtung getropft. Was nicht heissen soll, dass bei nächster Gelegenheit nach Eintreffen der Neudichtung diese auch verbaut wird. Aber ich hätt´s gerne erst in der ausser-saisonalen Zeit gemacht.


    Voilá - ein neuer Rotor. Ausprobiert wird erst nach Wetterbesserung morgen Abend.

  • Ok.danke für die ausführliche Beschreibung...und das Stecken des neuen Rotors ging problemlos ? Bei einigen Videos habe ich gesehen, das die teilweise ganz schön Mühe hatten die "Zahnräder" einzufädeln.

  • Top Beschreibung. Danke!

    LG
    Hans


    Sobald Du auf dem Moped sitzt, immer mit der Unachtsamkeit anderer rechnen, denn


    Jede Jeck is anders!
    („Jeder Narr ist anders!“)
    Übe Toleranz und Nachsicht dem anderen gegenüber, im Wissen um die eigene Unvollkommenheit.

  • Ok.danke für die ausführliche Beschreibung...und das Stecken des neuen Rotors ging problemlos ? Bei einigen Videos habe ich gesehen, das die teilweise ganz schön Mühe hatten die "Zahnräder" einzufädeln.

    Das ging erstaunlich problemlos. Beim 2. Ansetzen war alles drin. der Sitz im hinteren Lager ist naturgemäss relativ eng. Wenig kraft und keine Gewalt und das geht mit "Händedruck" und keinesfalls mit vorne draufkloppen....

  • Nachtrag: 400km drin. Deckel is dicht (die neue Dichtung is aber auch da...).

    Rotor unauffällig - obgleich ich das Gefühl hab, dass bei niedrigen Drehzahlen vielleicht doch ein oder zwei zehntel Volt mehr anliegen.... Aber das Gefühl kann trügen, jedenfalls nicht schlechter als der originale Rotor.

  • so Rotor is drin....und natürlich ist die Scheibe die auf der Achse vom Rotor sitzt runtergeplumpst...Hab noch Glück gehabt , ist nicht runter in die Ölwanne geplumpst....so konnte ich gaaanz vorsichtig mit dem Finger das Teil wieder rausangeln.

    Ansonsten ging das relativ gut...habe den Gehausedeckel mit Rotor und Stator komplett rausgezogen...es war mir aufgrund der starken Magnetkraft nicht möglich den Rotor beim Ausbau des Gehäusedeckels drinnen zu halten bzw. Meiner Frau...vielleicht haben wir auch einfach zu wenig Druck auf den Rotor ausgeübt. Naja , auf jeden Fall also komplett den Deckel mit Rotor und Stator rausgezogen...aber selbst dann war das Trennen des Rotors vom Stator echt ein Akt...nach dem 5.ten Anlauf mit Schmackes ging das dann endlich.

    Neue Dichtung, neuen Rotor rein...nach einigen Versuchen klappte das dann auch.

    Achso, meine Magneten waren alle ok...nur sollte der ROTOR jetzt ins taumeln kommen , können zumindest keine Magneten mehr abrasiert werden die dann (im worst case) auf der Kurbelwelle rumeiern.

    Auf jeden Fall bin ich jetzt beruhigter. Wünsche euch was...