Moinmoin aus Hamburg

Hallo Forum,

ich sach mal moin im Voraus, bin der Hellmut aus Hamburg. Ich lese hier schon ein paar Tage herum, fein, daß es Euch gibt
Ich bin Bj. 67 und in ca. zwei Wochen werde ich mit einem Stapel Scheine zum Händler gehen, um eine Fazer 8 zu holen!

Maln paar Wörter zu mir, zum Moped kam ich im zarten Alter von 5, als mein Nachbar mich auf seiner Montesa auf den Tank setzte, um mit mir durch Schlamm und Berge zu brettern. Dann folgte der Soziussitz, bzw das hintere Schutzblech, und alsbald, wenn Mutti wegschaute, die ersten Solofahrten...
Ein paar Umzüge später, mit 15, nahm mich mein Gitarrenlehrer auf seiner Gold Wing mit. Noch an dem Tag fiel wohl die Entscheidung, wo das Konfirmationsgeld landen würde.
Es wurde eine Herkules Hobbyrider - "Doch, Officer, die Sitzbank ist so original wie der nach oben zeigende Auspuff".
Darauf folgte meine erste Yammi, die DT50. Unglaublich, was für ein Potenzial sich da freifeilen ließ.
Die machte soviel Spaß, daß ich sie bis 18 gefahren bin, wo ich Klasse1 gemacht habe für das nächste Mopped.
Ich hatte eine Menge fachkundige Hilfe dabei, von einem Mitschüler, der Dreikammerresonanzsysteme für den Auspuff so nebenbei auf dem Bierdeckel berechnete.
Somit die besten Vorausetzungen, um aus zweieinhalb Totalschäden eine ganze Hercules Ultra80 aufzubauen. Vollverkleidet. Leiser Auspuff dank Ako Pads. Und dann sagt der Baurat, alles super, nur meine Blinker seien 20mm zu dicht am Hauptscheinwerfer. Der $%&(& hat wohl die Seife gerochen beim Probelauf. Im zweiten Anlauf bestanden. Ako Pads raus war erst der Anfang. 120ccm der Endstand.
Für fast geschenkt bekam ich eine CB450 in die Finger, die aber schlechter zog, als mein 70PS Golf1. Immerhin schienen die Rennleiter mich endlich zu ignorieren.
Also wollte ich wieder was hochdrehendes, so kam ich zu einer abenteuerlichen RD350LC, das war wie ein bek*kstes Mofa, habe die Saison aber überlebt, und sie gegen eine gut erhaltene XT500 getauscht, die mir treu gedient hat, ohne mir auch nur einmal das Schienbein zu brechen.
Verdammt, das ist jetzt 20 Jahre her. Immer wieder habe ich angefangen zu sparen, immer wieder kam das Leben dazwischen und wand sich, hämisch wie Serpentinenstrecken, oder leere achtspurige Autobahnen ohne Mittelstreifen in Nordkorea.
Bei einem weiteren Anlauf 2005 hätte ich um ein Haar eine fabrikneue Fazer 6 S2 in Midnight blue gekauft, in die ich mich nach einer Miet- und dann Probefahrt verknallt habe. Genau mein Traummoped. Bequem, schnell genug, Preis/Leistung auch nach Fahrwerksumbau noch prima ... und dann crasht mein Brötchengeber in der dotcom Blase, und damit meine Träume vom Zweirad.

Seit diesem Herbst steht nun der Beschluß (und das Finanzkonzept), wieder zu fahren. FZ6 Fazer. Jawoll.
Das Moped hat alle Attribute, die ich suche. Bequem, schnell genug, gute Preis/Leistung selbst nach Fahrwerksmod. Gesucht, gefunden, Frauchen auf den Sozius geleitet, nicht gekauft. Stellt sich raus, daß diese dämlichen Seitenbacken sich brummend in die Wade schneiden und sie einschläfern. Da ich nie hinten saß, wäre ich da nie drauf gekommen, Google bestätigt das aber genauso wie die Tatsache, daß ein Umbau das Verlegen von Relais und Kabelbaumspleißerei beinhaltet... ade, mein Traum.

Na denn mal sehen, was der Markt noch so zu bieten hat.
Eine Kawa ER6f '14 in lime green, wow, das ist sexy, findet sogar die Frau:) Ich mag aber nicht das indifferene Geblubber von Zweipottmotoren, die Tonlage sagt mir nix. Und zu zweit wirken sogar Chassis und Fahrwerk recht angestrengt.
Honda CBF650f hmmjanee irgendwie nicht hübsch. Ab 160 so träge wie die Erna.
Suzi GSX650f fühlte sich an, als wäre ein unsichtbarer Sozius schon mitgeliefert. Und ein Torpedo.
Ein wenig mehr Leistung muß her. 150+PS wären für mich wie eine entsicherte Waffe im Hosenbund. Beim Pinkeln.
Sowas psychotisches wie die geliehenen GPZ1000 oder die FZ1 soll ich garnicht haben...
Hilft nix, ich besinne mich auf meinen seit 1981 perfekt laufenden Yamaha G100-112 (nee, is kein Mopped;) und komme zu dem einzig logischen Ergebnis:
Der alte Traum, aber 2.0 Upgrade: Fazer 8, ein weinig Wilbers, Akra, Shad und Givi

Der Winter braucht nicht länger als drei Wochen ab heute zu dauern, dann habe ich nämlich das Moped, Zubehör und Klamotten zusammengesammelt.
Noch gibt es Winterrabatte
Und wenn die Straßen wieder trocken sind, geht's Richtung Sonnenuntergang, bis nimmer weitergeht, und zurück
Nach den 5000km habe ich wohl die nötige Sicherheit wieder, um mit meinem Frauchen im Rücken auszufahren.
Die leider kein blau mag. Vielleicht sollte ich die mit blauen Felgen nehmen, die sieht man vom Sozius aus nicht.

Nach 20 Jahren der Entbehrung und ca. 14000 Worten endlich wieder die
Nase in den Wind halten, diesmal auf einem ernsthaften Mopped, kann's
nicht erwarten.

Ich hoffe, Ihr kommt alle gut in und durch die Saison, und daß ich gelegentlich mal Euer Knoffhoff anzapfen darf.
Ich fasse mich auch kürzer, wenn das Wetter zum Fahren taugt

Hummel hummel!

Danke für das herzliche Willkommen!
Gestern stand ich noch vor einem Abgrund, heute bin ich einen bedeutenden Schritt weiter
Habe vorhin den Kaufvertrag unterschrieben!
Eine schöne weiße '10 mit 20tkm, makellos, Scheckheft, Reifen und Kettensatz neuwertig.
Neue Wilbers Federn und ein YSS Federbein lasse ich gleich vor Ort reinsetzen, denn der Preis bleibt damit immer noch unterhalb dessen, was ich zu zahlen bereit war...
Das Federbein wird erst noch entsprechend meinem Fahrstil und Gewicht zusammengebaut, und wird 10-14 Tage auf sich warten lassen. So kann ich noch in Ruhe Klamotten, Versicherung und Schilder besorgen. Sobald dann die Straße trocknet, packe ich den Kompaß ein, hole mein Mopped ab, und es geht wieder looooos
Nächster Stop: Mö'gladbach, Sitzbank holen

Axel, meine Frau ist vom Umtausch ausgeschlossen, und Schwarz und Weiss sind eh keine Farben, womit jeder Diskussion vorgebeugt ist. Und diesem Tonfall, wenn sie sagt, wenn Dir das blau sooo gefällt, es ist ja Deine Maschine, und Dir musse gefallen...:D

Am Freitag war der Himmel über Hamburg strahlend blau, eine 14 auf der guten Seite des Thermometers. Lecker Frühstück mit meiner besten Hälfte. Der Anruf bei der Werkstatt ergab, daß meine neue Freundin jetzt ein Schild hat und geschlagen und besattelt auf mich wartet.
Also ab in den Zweispurigen, Frauchen fährt mich in voller Montur zur Werkstatt.
Kurze Übergabe, und finde mich in gleißendem Sonnenlicht wieder, umrunde für endlose Minuten die Maschine und kann mich nicht sattsehen.
Das breite Grinsen stellt sich ein und hält immer noch an...
Aufsitzen. Anschmiegen. Die Füße flach am Boden neben den Rasten, kann ich sie zwischen den Beinen hin und herschnippen, ohne Angst, daß sie mich fällt wie so manch hochngebautes Moped gern möchte.
Der Motor startet sofort und gibt zu verstehen, dies is serious Business. 45, 50°. Hummm. Die Gasannahme ist unmittelbar, unverzögert. Schlack, erster Gang. Das kennen wir seit der DT50.
Die Kupplung fackelt nicht lange, gaslos schiebt sie vorwärts, so daß schon 2 Meter vergangen sind, als mir wieder einfällt, daß ich auf diesem 30 m² Hof eigentlich recht kleine Kreise drehen müßte. Ho Fury, hier gips keine blauen Schilder. Nach ein paar Kringeln und Achten ist alles wieder da, als wäre ich nie abgestiegen. Eine gute Portion Respekt vor dem Gewicht bewahre ich mir aber doch.

Schluß mit Kasperkram, so küsse ich meine Liebste zum Abschied und versichere ein letztes Mal, daß ich keinen Unfug vorhabe.
Im Kopf Wagners Walküren rolle ich vom Hof, cruise zur Tanke, gebe ihr zum Einstand das leckere Premium-Feuerwasser.

Die nächsten sechseinhalb Stunden sind verpufft, so wie die zwei Tankfüllungen. Wir haben uns kennengelernt. Und lieben gelernt.
Sie ist gutmütig, verständnisvoll, vertrauenserweckend und -würdig. Berechenbar, agil, leichtfüßig aber stabil. Und wehe, wenn sie losgelassen... das reicht mir erstmal. Ich verstehe ja den Wunsch, noch einen siebten und achten Gang zu haben, aber so schnell will ich dann irgendwann vielleicht garnicht gewesen sein.

Wieder zuhause, nichts hat gefroren, geschwitzt, gezwickt oder gedrückt, die Klamotten passen wie angegossen. Die stundenlange Session bei Tante Lou hat sich ausgezahlt.
Samstag, Sonntag, siehe oben. Das Leder wird geschmeidiger. Budget für Sitzbank und Ganganzeige wegen Redundanz aufs Benzinkonto geroutet.

Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Ich bin wieder komplett.

Wir sehn uns da draußen, paßt auf Euch auf, die anderen tun es nicht!

Tjamoin, das war mal wieder ein sonniger Sonntach
Die Jugend mit ihren Brülltüten verschreckt die Schafe am Zollenspieker Hinterdeich und hält penibel die 60 km/h ein. Pro Zylinder.
Trotzdem ist es heute komischerweise eine Vespa, die sich an den Deich kuschelt. Gute Besserung, und nächstes Mal das Segelwetter nicht wegzappen.
Am Fährhaus stehen rund 50 Mopeds aller Couleur, ein ständiges Kommen und Gehen, das Hochwasser umspült langsam die Wurstbude, ("das Auto von Chef läuft schon voll"), aber so kann ich beim Schlangestehen gleich mal die Daytonas auf Wasserfestigkeit testen. Und die Wurst mit Fritten ist wie immer super.
Wie der Rest der Ausfahrt

Seit Freitag fahre ich endlich mit dem YSS-Federbein. Insgesamt hat es geschlagene zwei Monate gedauert, bis wir es einbauen konnten.
Mein Freundlicher hat den ganzen Streß mit diesem gewissen Teilehöker aus Bayern, der sich telefonisch praktisch nicht erreichen läßt, emails nicht beantwortet, und überhaupt das Bild von der "Servicewüste Deutschland" nur bestärkt. Nach Wochen des Wartens kam ein Dämpfer mit der falschen Federfarbe (schwarz statt weiss) und ohne Protokoll, den haben wir gleich zurückgeschickt. Dann hieß es, weisse Federn seien alle. Jetzt Mittwoch kam ein neuer mit einem Protokoll, aber einer roten Feder. Ich habe keine Lust, mich aufzuregen, und irgendwie sieht's sexy aus, also rein damit. Die guten Nachrichten sind, daß das Teil wirklich ein fühlbares Update ist. Das Hinterrad klebt viel satter am Boden, kein Aufschaukeln, keine Achterbahn mehr bei bodenwelligen Kurven im Hochlastbereich.
Hochwertige Legierungen und tadellose Verarbeitung lassen hoffen, daß das Federbein nicht nur funktioniert, sondern auch hält.

In der Gabel sorgen Wilbers' Federn für Stabilität, beim Bremsen gibt es nur noch ein leichtes Nicken, wo die Originalteile einfach nur wegtauchten und ihrem Job nicht mehr wirklich gerecht werden konnten.

Da ich nicht im GP-Roster fahre, halte ich das Fahrwerk jetzt für gut genug, denn es bietet Komfort und Reserven, die ich nicht ausloten brauche

Von gleichen Händler kommt auch das kurze Heck als Komplettsatz mit Blinkern. Der KH ist gut gemacht, aber die Blinker stehen jetzt nach einer Nacht im Regen geparkt voll mit Wasser. Die Website wirbt "kein Chinaschrott", mag ja sein, daß der Schrott nicht aus China kommt. Ich habe jedenfalls Angst um meine Sicherungen. Oder daß der Klingeldraht, der den Anschluß bildet, sich weissglühend einen Weg in Richtung Reifen sucht... ob ich da die Garantie geltend mache? Vielleicht kann ich meinem Anliegen per Einschreiben mit Rückschein und nem Scan meiner Advocard genug Nachdruck verleihen, so daß ich noch diese Saison eine Antwort bekomme...
Die Verkleidungsblinker sind bis jetzt dicht und auch ordentlich hell.

Auf der HMT-Messe habe ich mir einen BOS GP2 Black Magic Endtopf bezahlbar gefeilscht, und bin sehr glücklich damit. Kaum lauter als der Alte, aber bassiger, heiserer, und mit einem sanften Blubbern und Bollern, daß einfach Spaß macht. Ich mag mir das einreden, aber die Maschine scheint freudiger und gleichmäßiger hochzudrehen, Fakt ist aber, daß sie nicht mehr bei 10k nachläßt, sondern ohne Zaudern bis in den Begrenzer durchzieht. Erwartungsgemäß ist die Vmax im Rahmen der Meßgenauigkeit mehr oder weniger fast ca. unverändert. Dafür finde ich die Optik in schwarz Chrom rattenscharf, und die paar Kilo Gewichtsersparnis von Auspuff + Flansch sowie Heckbürzel sehen zumindest auf dem Papier gut aus

P.S. Ich will den Händler nicht verunglimpfen und/oder bloßstellen, oder gar die hiesige Netiquette verletzen.
Aber wer schnell mal ein günstiges Federbein sucht, mag seine Schlüsse ziehen...

Hummel Hummel

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